Eine unumgängliche Selbstverständlichkeit
Zwölf Millionen in den Vereinigten Staaten und zwanzig Millionen in Europa… Die Rede ist von den Personen, die den klinischen Tod überlebt und über ihre Erfahrungen an der Schwelle des Todes berichtet haben. Zu diesen Zahlen müsste man natürlich die anderen Erdteile hinzurechnen sowie die Personen, die sich nicht trauen, darüber zu sprechen – und die es nie tun werden, aus Angst, ausgelacht zu werden…
Man sagt, damit sei nichts bewiesen! Dreißig Jahre nach dem berühmten Buch von Dr. Moody und den zahlreichen erleuchtenden Zeugnissen anderer Autoren, ist man kein Schritt weiter… Man leugnet weiterhin abschätzig diese Wirklichkeit.
In was für einer Gesellschaft leben wir eigentlich, wo man systematisch alle Denkanstoße ablehnt und verhöhnt, die die Existenz der Seele bezeugen?
Die – angeblich wissenschaftliche – Argumentation stützt sich auf die Behauptung, dass wenn man das Bewusstsein wieder erlangt, dann war man nicht wirklich tot und das menschliche Hirn letztendlich in der Lage ist, Schutzmechanismen zu entwickeln, die nichts als Illusionen sein sollten. Und man belegt anhand von kalten und nicht zusammenhängenden Statistiken und Grafiken, dass die zig Millionen Erfahrungsberichte nichts wert sind und dass man sich bloß nicht beeindrucken lassen sollte. Und schließlich wird das Thema ad acta gelegt, weil es das Interesse seriöser Wissenschaftler nicht verdient.
Tatsache ist, dass die wahren Wissenschaftler mehr als rar sind – diejenigen, die offen bleiben und sich nicht damit begnügen, die als unerschütterlich geltenden Glaubensbekenntnisse ihr Leben lang zu unterstützen.
Es ist viel leichter, die Kunst des Zynismus und der Heuchelei – und auch der Unaufrichtigkeit – zu pflegen, als nach der Wahrheit zu forschen, denn dann muss man alle Voreingenommenheit hinter sich lassen.
Was die Kirche angeht, selbst wenn das Thema mit Misstrauen betrachtet wird, könnte man von ihr zumindest eine Stellungnahme oder eine interessante Meinung erwarten. Von wegen! Die Kirche will mit solchen Sachen nichts zu tun haben. Abgesehen von einigen seltenen Einzelkämpfern, die sehr vorsichtig und behutsam vorgehen müssen, wenn sie ihre Vorgesetzten nicht verärgern wollen, wird das Thema vermieden. Die Kirche schweigt und verschanzt sich hinter dem wohlbekannten „Jüngsten Gericht“, das alle Fragen ausweicht. „Gott wird die Seinen erkennen!“ Und dennoch, die Existenz der Seele… müsste eigentlich für die Kirche ein wichtiges, zentrales Thema sein… das nicht bis zum schicksalhaften Tag des Jüngsten Gerichts hinausgeschoben werden sollte!
Warum dieses Schweigen seitens der Kirche? Wahrscheinlich weil sie schon lange nicht mehr weiß, was man darüber sagen kann und wie… Weil sie, ebenso schon seit viel zu langer Zeit, die Ära der politischen Strategien beschreitet anstatt des Weges des Erwachens, der besser zu ihr passt.
Zur Entlastung der Wissenschaft und der Kirche muss man jedoch sagen, dass es aus den Reihen der Befürworter des Überlebens der Seele nach dem Tod eine wachsende Zahl von Fälschern und Opportunisten gibt, sowie Unwissende, die sich als „Wissende“ profilieren wollen und eine nicht geringe Anzahl von psychisch labilen Menschen. Das reine Chaos! Und sehr verwirrend …
Aber was tun? Das Kind mit dem Bade ausschütten?
Genau das haben wir bis jetzt fast ausschließlich getan, indem jede „Partei“ seine eigenen Argumente vorbringt und die anderen fürstlich ignoriert.
Und man sagt, dass wir alle erwachsen sind… Ich habe da meine Zweifel. Jede ehrliche Reflexion zum Thema Tod abzulehnen und lieber die Achseln zucken, wenn andere darüber reden, zeugt nicht gerade von Lebendigkeit und Gesundheit. Vielmehr zeigt sich dadurch ein Mangel an Mut und eine gewaltige Blindheit.
Geben wir es zu: Wenn die Menschen unserer Welt sich für das einzig Sichere, was sie alle verbindet – nämlich den Tod – nicht mehr interessieren oder sich sogar darüber lustig machen, dann sind sie noch ziemlich unreif. Sie haben solche Angst vor dem Leben, dass sie lieber nicht wissen wollen, woher sie kommen, warum sie leben und wohin sie gehen. Es fehlt ihnen an Mut und Klarheit … zweifellos… aber vielleicht auch an Intelligenz und vor allem an Liebe.
Natürlich kann man das alles verstehen und nachvollziehen. Wir Menschen haben noch so viel zu tun, um unser Bewusstsein und unser Verhalten, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene, von jeglicher Konditionierung zu befreien!
Die meisten von uns wissen offensichtlich nicht mehr, wohin sie schauen sollen, um ihrem Leben einen Sinn zu geben – und leiden darunter.
Ein weiteres Problem – und nicht das geringste – ist, dass einige, oft sehr gut positionierte Menschen es sich scheinbar zur Aufgabe gemacht haben, systematisch alle Hoffnungen zu zerstören und ihren Mitmenschen den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Ist es denn so schlimm, die Möglichkeit zuzulassen, dass das Leben auch nach dem Herzstillstand und dem Ausbleiben der Hirnfunktion weitergehen könnte? Die Vorstellung ist für manches Ego schwer zu ertragen, ohne Zweifel … Na und? Wir müssen Türe durchschreiten. Die Größe eines Menschen misst sich an der Anzahl von Schwellen, die er durchschreitet, und nicht an dem Sessel, an dem er krampfhaft festhält.
Das heißt aber nicht, dass man sich etwas vormachen soll, nur um die Hoffnung aufrechtzuerhalten. Es ist überhaupt nicht notwendig, irgendetwas zu erfinden. Jenseits von Wahnvorstellungen gibt es Fakten, Erfahrungsberichte und ernsthafte Denkanstoße, die in jeder Kultur von unzähligen Menschen angenommen werden können.
Worauf warten wir? Dass wir mit Psychopharmaka vollgepumpt sind? Das Universum ist so groß und so schön und hat so viel zu bieten …
© Daniel Meurois