Ich werde mich wohl immer an einen etwas stürmischen Vortrag erinnern, den ich vor längerer  Zeit in Frankreich gehalten habe. Es handelte sich um ein heute sehr klassisches Thema in den sogenannten spirituellen Kreisen. Es ging um außerkörperliche Erfahrungen und somit um eine andere Betrachtung der Existenz der Seele, des Lebens danach mit ihren zahlreichen Realitätsstufen und folglich der illusorischen Natur der Welt, wie sie uns erscheint.
Infolgedessen ging es verständlicherweise um die Notwendigkeit, unser Verhältnis zum Leben zu überdenken, sowie um das Konzept der verschiedenen Bewusstseinsebenen, um die Logik der Reinkarnation und um die Möglichkeit eines Zugangs zum Göttlichen in Unabhängigkeit von Religion und  Dogmen.
Es war eine sehr ketzerische Botschaft für die Zeit, sie war aber auch erfüllt von Liebe und Hoffnung.
Der Vortrag war derart außer der Norm, dass es dazu kam, dass eine Frau plötzlich aufstand und mich gezielt auf eine  „routinebrechende“ Reflexion, die ich gerade dem Publikum präsentiert hatte,  ansprach.
„Wenn das die Richtung ist, in die Sie uns lenken wollen, dann sind Sie gefährlich!“, hat sie dann im aggressiven Ton gesagt.
„Gnädige Frau… Wissen Sie, dass Sie mir gerade das schönste Kompliment gemacht haben?“, habe ich dann geistesgegenwärtig und ohne nachzudenken geantwortet.
Daraufhin schlängelte sich besagte Dame durch die Sitzreihen und verließ den Saal laut schimpfend, vor den Augen eines teils überraschten, teils belustigten Publikums.
Wenn mir diese Geschichte heute wieder einfällt, dann deshalb, weil unsere Gesellschaft vor enormen Schwierigkeiten steht, die weltweit von allen Richtungen kommen. Das „Wetter“ heute Morgen im Zeitalter des Wassermanns beweist ziemlich deutlich, dass unsere Welt sich in der Richtung gewaltig geirrt hat.
Es ist nicht notwendig, alle Verirrungen, mit denen wir ringen, aufzuzählen. Jeder, der ein bisschen klarsichtig und ehrlich mit sich selbst ist, kann sie täglich in den Rubriken aller Zeitungen der Welt und auf jedem Sender sehen.  Wir wissen alle, dass „irgendetwas“ auf der Erde nicht mehr stimmt und dass es höchste Zeit ist, zu reagieren.
Was ist denn auf der Erde nicht mehr in Ordnung? Mit einem einigermaßen gesunden Menschenverstand kann man nachvollziehen, dass es sich dabei nicht um ein bestimmtes politisches oder wirtschaftliches System handelt… selbst, wenn man jedes dieser Systeme für eine Menge Missstände, die unseren Planeten und seine Bevölkerung plagen, verantwortlich machen könnte.
Was nicht in Ordnung ist, sind die Mentalitäten, die Menschen, ihr Verhältnis zum Leben, zu anderen und vor allem zu sich selbst. Zusammenfassend handelt  es sich um den allgemeinen Bewusstseinsstand der Menschheit, dem noch sehr primäre Reflexe zugrunde liegen, ob man es wahrhaben will oder nicht. Es handelt sich um die Intelligenz – die Intelligenz des Herzens.
Noch einmal zusammengefasst, die Welt, die wir geschaffen haben und immer noch aufrechterhalten, ist nicht mehr in Ordnung, weil sie vollständig überlastet, festgefahren und hochgradig inkohärent ist. Man kann leicht nachvollziehen, dass die Welt unsere innere Ohnmacht genau widerspiegelt.
Meine Frage ist somit Folgende: Wie viele „verantwortungsbewusste“ Männer und Frauen gibt es noch, die die heutige Weltordnung auf unbestimmte Zeit fortsetzen wollen? Alle, die ein wenig klar sehen, fühlen schon, dass es höchste Zeit ist, das Leben in uns und das Universum um uns herum mit anderen Augen zu sehen… und dass es in diesem Sinne dringend ist, dass wir für die alte Ordnung der Dinge „gefährlich“ werden.
Nun ja, ich bin über die „Gefährlichkeit“ der Äußerungen, die ich seit über 30 Jahren mache, besonders stolz und auch stolz auf alle, die an meiner Seite oder auf anderen Wegen eine ketzerische Haltung eingenommen haben. Weil das Ketzerische, wovon hier die Rede ist, alle mentalen Grenzen sprengt, die Herzen erweitert und die Verschmelzung des Menschen mit seinem göttlichen Funken anstrebt. Eine ketzerische Haltung,  die Hoffnung und Freiheit bringt.
Deshalb erscheint sie auch gefährlich. Denn die Freiheit des Bewusstseins, das seine wahre Dimension, seinen Ursprung und sein Ziel erkennt – diese Freiheit macht immer noch sehr viel Angst.
Auch diejenigen, die sich danach sehnen, verstehen nicht immer das Ausmaß dieser Freiheit und wenden ihr ganz schnell wieder den Rücken zu, sobald sie erkennen, welch unglaubliche, innere Revolution damit zusammenhängt.

Meine „Gefährlichkeit“ und natürlich auch die von denen, die sich unermüdlich für das Erblühen eines neuen Bewusstseinszeitalters einsetzen, bringt mich dazu, dass ich die heutige Welt in keiner Weise wie einer der Wettermoderatoren meiner Gegend betrachten will.
Und was sagen diese Wettermoderatoren? Sie sagen, dass alles wunderbar ist, egal welches Wetter gerade herrscht oder vorausgesagt wird. Es ist immer dasselbe Lied: Auch wenn es in Strömen regnet und für den nächsten Tag Sturm angesagt wurde, alles ist großartig und wir werden nicht nur einen herrlichen Tag, sondern auch eine fabelhafte Woche bekommen.
Selbstverständlich ahnt man, dass sie dafür bezahlt werden, um derart optimistisch aufzutreten, und dass sie von ihrem Arbeitgeber diesbezüglich genaue Anweisungen erhalten haben.

Warum auch nicht? Ein Lächeln ist besser als eine Grimasse.
Das Prinzip an sich ist gar nicht so schlecht… Man nennt es Positivdenken. Viel zu oft jedoch höre ich in ihren künstlich fröhlichen Kommentaren etwas Erzwungenes heraus. Es hört sich an wie eine auswendig gelernte und nicht immer gut verstandene Lektion, viel zu weit von der Realität entfernt, die man hinter seiner Haustür findet.  Manchmal hat Positivdenken eine geradezu anästhetische Wirkung.
Wünschen wir uns, dass alles so weiter geht, während wir den Kopf in den Sand stecken? Ich für meinen Teil sage nein, auf keinen Fall.
Wenn der Geist und das Herz so subversiv geworden sind, wie sie es heute sind, wenn sie systematisch von allen Medien und in der Öffentlichkeit verstoßen werden, dann nur, weil unsere Gesellschaft unbewusst weiß, dass sie die Macht eines gigantischen, inneren Tsunamis haben. Sie sind eine Gefahr für die Engstirnigkeit, die Engherzigkeit und die Kleinkariertheit sowie für alle Formen des Egoismus und der Macht…
Deshalb bitte ich Sie, nehmen Sie mir auf keinen Fall das Etikett „Gefährlich“ von der Stirn ab. Es gibt mir Kraft, Vertrauen und Freude… und ist das Gegenteil von einem albernen, lethargisch anmutenden Pseudo-Optimismus.
Was soll ich noch sagen? Ich wünsche Ihnen vom ganzen Herzen ein solches Etikett, wenn sie noch keins haben.
Brüderliche Grüße,

© Daniel Meurois, verschwörerisch auf seine Art.