Ich bin ein Außerirdischer… Ja, ich muss wirklich einer sein. Wollen Sie wissen, warum?
Naja, wenn ich mir das recht überlege, erfülle ich die Kriterien, die die Normalität auf dieser Erde definieren, eigentlich so gut wie nicht.
Zuerst einmal, habe ich keine Angst vor dem Tod… Das ist ja auch logisch, da ich keinen Zweifel an der Realität der Seele habe. Außerdem übt Gewalt überhaupt keine Faszination auf mich aus. Eher fliehe ich davor, selbst wenn sie mit dem verführerischsten Gewand bekleidet ist. Außerdem lassen mich die modernen Zirkusspiele kalt und alle „Trends“ gehen an mir vorbei. Zu allem Überfluss kann ich nicht rauchen und mein Handy liegt meistens mit entladenen Batterien in einer Tasche vergraben. Dagegen spreche ich gerne laut mit Pflanzen und Tieren. Wenn ich sie bei mir willkommen heiße, werden sie sogleich zu Familienmitgliedern. Ich bin übrigens als Vegetarier geboren… und sogar wenn ich einen Baum absägen muss, habe ich das Bedürfnis, mich an das Bewusstsein seiner Spezies zu wenden und den Grund dafür zu erklären. Das ist noch nicht alles… Ich kann eine Landschaft stundenlang anschauen, ohne scheinbar irgendetwas zu machen, dagegen laugen mich polemische Debatten und intellektuelle Diskussionen aus. Ich reise auch gerne, aber ohne vorher alles zu planen, ohne unbedingt vorab zu wissen, wo ich übernachten werde und ohne ein bestimmtes Datum für meine Rückkehr festzulegen. Risiken eingehen, alle vorgefertigten Ideen entlarven und verwerfen, mich auf dem nackten Boden einer Hütte wohlfühlen und dennoch das schönste Zimmer eines Schlosses nicht verschmähen, wenn die Möglichkeit sich ergibt… Im Himmel fliegen oder unter der Erde kriechen… Mit einer Spinne spielen und mich darüber freuen, wenn der Strom ausfällt, dass es nur noch eine Kerze als Beleuchtung gibt… Beten, ohne mich zu einer Religion zugehörig zu fühlen, mich gegebenenfalls über Gott ärgern, ohne jemals Schuldgefühle zu entwickeln… Ein Gespür für die Unzulänglichkeiten dieser Welt haben und diese trotzdem lieben. Anspruchsvoll sein, Durchhaltevermögen zeigen, manchmal provokativ sein und dabei immer sanft und ohne Bosheit bleiben. Schließlich, das alles nicht als eine Aufstellung von Qualitäten darstellen, sondern nur als Protokoll eines Tatbestandes.
Ganz ehrlich, ist das nicht ein wenig „außerirdisch“, so zu leben? Steht das nicht im Widerspruch zum ständigen Herumhetzen in unserer Gesellschaft?
Aber seid beruhigt, ich bilde mir nichts darauf ein, dass ich mich so fühle, dass ich nicht ganz zeitgemäß sei, wie ich schon mal gehört habe…weil ich überzeugt bin, keine Ausnahme zu sein.
In der Tat weiß ich, sehe ich, dass diese Familie von unangepassten Erdenbürgern immer mehr seriöse Mitglieder zählt, die als „Außerirdische“ gelten. Immer mehr Menschen erkennen, dass es hinter unserer künstlichen und vorprogrammierten Leben ein anderes, wahres Leben gibt, das es zurückzufinden gilt.
Wo liegt unsere Schwäche, die Schwäche der Unangepassten? Darin, dass wir nicht wissen, wie wir uns zusammenschließen können und viel zu leicht das Gefühl haben, alleine – oder fast alleine – ohne Gleichgesinnten zu stehen.
Unser Manko? Wir trauen uns nicht genug, aus Angst vor der Meinung anderer, uns zu äußern. Uns fehlt Mut und Willenskraft. Die Kräfte der Zerstreuung dagegen sind sehr kämpferisch und organisiert… Ihr könnt mir nicht erzählen, dass ihr es noch nie bemerkt habt.
Warum erzähle ich euch das heute? Ich möchte euch eure Verantwortung bewusst machen. Wir sind wesentlich zahlreicher als wir es glauben, es gibt immer mehr Menschen, die klar erkennen, dass irgendetwas nicht mehr rund läuft und dass es dringend ist, unsere gemeinsamen Werte zu überdenken, unseren Geist zu erweitern und ein neues Szenario über die Zukunft unserer Welt zu schreiben.
Wie? Indem wir als erstes unser Schweigen brechen. Ja… Warum also noch zögern, unser Ideal der Schönheit, des Friedens und der Hoffnung laut zu verkünden? Wir sind mittlerweile Millionen und Abermillionen, vielleicht noch viel mehr, die hier und da die dramatischen Missstände in unserer Welt erkannt haben und sich nicht mehr von den Auswirkungen einer dominanten Mentalität vom untermenschlichen Niveau verschlingen lassen wollen. Nennen wir die Dinge beim Namen… aber rechnen wir nicht damit, dass die Medien uns ein Mikrophon hinhalten. Sie sind betäubt, stehen lieber auf Sensation und sind sowieso fremdbestimmt.
Wie noch? Indem wir uns unserer Gedanken und Aussagen würdig zeigen, in anderen Worten, indem wir kohärent, liebevoll und konstruktiv sind.
Worauf warten wir, um zu reagieren und zu unseren Überzeugungen zu stehen? Schämen wir uns nicht mehr für das, was wir sind, für den Geist, der uns antreibt und unseren Willen, uns unverzüglich am umfangreichen Bewusstseinswandel – der nun nicht mehr zu stoppen ist – zu beteiligen.
Ich dramatisiere nichts. Ich bin im Gegenteil sehr optimistisch in Bezug auf das Ergebnis der Mutation, die auf uns zukommt, und die den Anspruch hat, uns zu „Überirdischen“ zu machen. Die Prüfungen, die wir durchmachen, haben kein anderes Ziel als das.
Machen wir uns nichts vor… Hinter uns stirbt die alte Welt, das ist eindeutig. Sie hat ihre Rolle gespielt, sie hat genug gezeigt, dass sie an ihre Grenzen gestoßen ist, ihr ist der Atem ausgegangen. Selbst wenn sich einige abmühen, die alte Welt künstlich zu beatmen, sagt uns der gesunde Menschenverstand, dass die Stunde gekommen ist, uns gemeinsam neu zu entwickeln.
Da liegt unsere Verantwortung.
Deshalb rufe ich heute auf: Äußern wir uns, seien wir mutig und sprechen auf offene, ruhige, besonnene, bescheidene, aber auch entschlossene Art und Weise über das, woran wir glauben und warum wir daran glauben. Wir behaupten doch, dass wir „auf dem Weg“ seien, wir halten uns doch für „spirituelle“ Menschen. Trauen wir uns also, es laut zu verkünden, lassen wir unsere Andersartigkeit heraus.
Früher pflegte ich zu sagen: „Lassen Sie uns außer(ordentlich gute) irdische Bürger sein“. Der Witz ist heute ohne Zweifel etwas veraltet… So ziehe ich es vor, ganz einfach zu sagen: „Lassen Sie uns völlig menschlich werden“. Nehmen wir das Wagnis an, weil wir noch nicht wir selbst sind; wir sind nur der Entwurf von dem, was uns das Leben als Erbe hinterlassen wird.
Vor genau dreißig Jahren, als ich in meinem Fleisch und in meiner Seele „Die Reise nach Shambhalla“ durchlebte, haben die großen menschlichen Wesen, die das Herz Shambhallas bildeten, verkündet: „Heute mehr denn je übergeben wir den Männern und Frauen der Erde die Verantwortung für ihre Zukunft. Die Zeit ist gekommen…“
Was kann man noch hinzufügen, außer vielleicht, dass diese Aussage von uns Konkretes verlangt, und zwar augenblicklich. Nicht erst morgen früh.
Möchten Sie, dass wir im Angesicht der Kräfte der Zerstreuung und der Unbewusstheit alle zusammen – jeder auf seine eigene Art – „Außerirdische“ werden und es bekannt geben? Ich reiche Ihnen die Hand.
© Daniel Meurois